Blog September 2021 bei My Sportlady - Fitness für Frauen in München

Herbst 2021

Die Blätter färben sich, die Sonne steht tiefer und die Tage werden spürbar kürzer. Im Herbst startet gewöhnlich die Saison für die Fitness-Studios. Doch in diesem Jahr ist zum zweiten Mal vieles anders. Davor kam für manche erst mal der Urlaub, dann die Wiesn, dann die Erkältung und dann ging es mit dem Training los. Der größte Andrang war also im Herbst. Jetzt verteilt sich alles, denn es gibt weniger Reisen, weniger Wiesn und weniger Erkältungen. Dafür gibt es mehr Abstand und oftmals auch mehr Angst. Doch zum Glück kommt bei vielen der Wunsch auf, wieder mehr für die Gesundheit zu tun, egal zu welcher Jahreszeit. Mit der Öffnung, mit den Lockerungen und den erlaubten Aktivitäten entstand wieder Vitalität und allein durch die Wiederkehr unserer Mitglieder trat wieder die Magie des Zusammenseins und die Energie der Gemeinschaft bei My Sportlady ein. Dies haben mein Team und ich so unendlich vermisst.

Nach der Euphorie des Neubeginns, des Starts in unsere Herbstsaison schockte uns eine Nachricht. Unser lieber Markus, beliebter Zumbagold- und Balance-Kursleiter, von vielen My Sportladies ein Herzenstrainer vertraute uns seine schwere Krankheit und die bevorstehenden Therapiemaßnahmen an. Um Markus aufzuheitern arrangierten wir gleich ein Treffen mit den Kursteilnehmern, um Markus noch per Video die besten Genesungswünsche zu senden und ihn aufzubauen. Mit einem kleinen Zumbatänzchen und vielen aufmunternden Worte für Markus im Krankenbett konnten wir leider nichts mehr ausrichten, denn Markus verstarb einen Tag später am 16. 9. 2021. Es tut uns allen so weh, dass Markus mit seiner liebevollen Art nicht mehr bei uns ist. Sein Tanzen und sein Lachen wird uns so fehlen. Unser tiefes Mitgefühl senden wir an Markus Sohn Sebastian. Um unserer Trauer Raum zu geben und gemeinsam Licht und Liebe zu senden, auch für die Heilung von kranken Menschen und für unsere Kraft und Stärke in der Gemeinschaft von Frauen, meditieren wir im Oktober mittwochs früh um 9 Uhr. Jeder ist eingeladen, auch ohne Meditationserfahrung.

Auch unser beliebtes Mitglied Christine wird nie wieder gesund werden und ihren Lieblingskurs besuchen. Christine verstarb an einem Schlaganfall. Wir trauern um Dich liebe Christine und werden Dich nie vergessen. Winke uns vom Himmel, wenn wir Sport machen und pass auf Deine Schwester, Deinen Sohn und auch auf alle My Sportladies gut auf. Wir brauchen alle einen wunderbaren Schutzengel wie Dich.

 

Zeiten im Wandel

Sich an das Unstete, das Ungewisse, das Unvorhersagbare zu gewöhnen, war für mich wohl das Schwierigste in der Zeit. Das Schönste war aber, dass wir, obwohl getrennt, doch verbunden waren. Auf so vielfältige Weise. Das direkte Zusammensein und die Umarmungen haben so schmerzlich gefehlt. Dann kam die Einsicht, dass wir so viel gemeinsam haben und uns unterstützen. Es war so berührend und tat einfach nur gut. Jetzt ist es endlich so weit, viele Mitglieder sind wieder da. Am meisten hat mich berührt, dass am ersten Tag nach dem Lockdown hauptsächlich die Frauen der +70 und +80 Generation vor der Türe standen und sich riesig über die Öffnung freuten. Es war fast so, als ob man sie mit den Füßen scharren hörte. Und los gings, mit dem Lieblingstraining und den heiß vermissten Kursen. Für uns eine Freude und auch Riesenerleichterung, dass bald so viele nachkamen. Auch Neue, die für sich beschlossen haben, wenn nicht jetzt, wann dann. Ich muss was für meine Gesundheit, für mein Immunsystem tun und möchte mich einfach wieder wohl fühlen in meiner Haut.

Tief empfangen habe ich die so ehrlichen Anteilnahmen an unserer Situation.

Die vielen Fragen von Euch im Studio, ganz echt und von Herzen, z.B. „wie geht es Dir, ich habe so oft an Dich gedacht?“ haben mich immer wieder nachdenken lassen. Ja, so weit gut, war meine Antwort, ich habe Gemüse und Früchte gepflanzt und geerntet. Ich habe auch Blumenzwiebeln in die Erde gesteckt und genieße jede Blüte. Ich schmecke jede Frucht und freue mich daran. Meine einzige, riesig gewachsene Gurke teile ich mir ein. Die vielen bunten Herbstblumen lassen mich staunen. Ich kann es nicht glauben, dass ich diese herrlichen Blüten und Gaumenfreuden nicht gekauft habe, sondern eigenhändig aus der Erde produziert. Die Natur erdet, gibt Kraft und Lebensfreude und hat mich gelehrt und mir geholfen, gut über die Zeit zu kommen. Im Sommer konnten wir an Outdoor- und wenigen Indoorkultur-Veranstaltungen teilnehmen und viel Zeit draußen verbringen. Auch wenn jetzt der Regen wieder mal prasselt, uns einschränkt und die Stimmung dämpft, dann bleibt uns ja immer noch die wohlige Sauna, die pflegende Kosmetik, ein fetziges Workout und ein relaxtes Yoga. Ich verweile in Dankbarkeit.

 

Eine weitere Frage: „Wie läuft es bei Euch?“

Die Antwort darauf:

Ganz gut, wir haben gut durchgehalten, uns unaufhörlich gestärkt, mit guter Nahrung, Gedankengut und Achtsamkeit. Immer wieder versucht, das Beste draus zu machen. Was konsumieren wir, über den Mund, über die Ohren, den Geist, wie bleibe ich in der Geduld, diese Frage stelle ich mir immer wieder. Was schwächt uns, was stärkt uns und wie verzeihen wir nur die vielen Fehler, besonders die Eigenen. Die Angst wegschieben - ins Vertrauen gehen - Abwarten lernen - das Unbekannte akzeptieren. Ein Weg für uns.

Dann nach der Öffnung bald das Einführen von 3 G, was tatsächlich ein Aufkommen von Spaltung unter den Frauen ergab. Warum denn jetzt die Nachweise oder warum denn nicht gleich 2 G. Alle Aussagen der Frauen hören und da sein lassen, ohne zu urteilen, das wünsche ich mir persönlich. Das Studio, so wie es ist, mit allen Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Covid, mit dem Blick auf alle Frauen in unserer Gesellschaft. Geimpfte und nicht Geimpfte, dies sind halt nicht nur die Kritiker, sondern u.a. auch Schwangere und Autoimmunkranke. Das sind Solidarische und Nicht Solidarische, Einzelkämpferinnen und Mainstreamfrauen. Alles einzigartige Frauen, unsere Mitglieder, jede so anders und doch alle gemeinsam. Was wird aus denen, die den Sport ganz aufgegeben haben, daheim sind, weil die Pandemie ja noch nicht vorbei ist und die nicht mehr kommen? Ein kurzer Gedanke, was wird nur aus uns, wenn denn keiner mehr kommt? Was wird aus Euch, aus mir, wenn My Sportlady nicht mehr Teil unseres Lebens ist? Wenn ein Lebenswerk, wie so viel Andere, durch Corona in die Binsen gehen würde?

 

„Wie geht es Euch denn wirtschaftlich“?

Die Antwort darauf:

Die Wirtschaftshilfen kamen an, doch die sind jetzt vorbei, denn wir haben geöffnet. Mit dem Verlust von über 30% der Mitglieder gehen wir so gut es geht um. Wir haben keine Kurzarbeit mehr, weil wir alle Mitarbeiter im Studio brauchen und erweitern den Kursplan nach und nach, damit alle Lieblingskurse wieder besucht werden können. Die Gutschriften während des Lockdowns haben sich zu einem Schuldenberg gewandelt, denn irgendwann setzt jeder die Zahlung aus und holt die Trainingszeit nach. Dann heißt es Umsatzsteuer zahlen und auf fehlende Einnahmen verzichten. Wir haben einen Staatskredit aufgenommen. Für die Unterstützung der Mitglieder, die auf die Gutschriften teilweise verzichtet haben, sind wir sehr dankbar. Wenn wir genaue Zahlen haben, werden wir mit einer Spendenaktion versuchen, die Situation zu verbessern.

Ich lenke meine Gedanken, wie gewohnt, auf die Oase im Glockenbach, aus der das Gute, Schöne, Wertvolle, Unverwechselbare, Einzigartige und Vollkommene hervorgeht. Ein Ort der Schönheit, der Ehrlichkeit, der Freude und der Weiblichkeit. Eine Oase im Dschungel der Stadt, ein Ort des Friedens, ein Rettungsanker, wenn alles unterzugehen droht. Ein Herzensort an dem Anzukommen sich lohnt. Mit der Bewegung durch Herzenstrainer vermittelt, mit der Entspannung durch gelassene Energien und mit allen femininen Aspekten des Frauseins sind wir bei My Sportlady verbunden. Mit Kreativität und einem fortwährend engagierten Team ist das so seit 1984. Warum sollte ein solcher Ort je vergehen, wo wir doch nichts mehr in der Welt mehr brauchen, als die geballte Weiblichkeit? Habt Dank, Ihr lieben Mitglieder, dass Ihr uns mit Eurem Kommen diesen Raum ermöglicht. 

Jetzt nochmal in die Berge fahren, in einen See eintauchen, mit dem Boot rausfahren und die warmen Sonnenstrahlen auf der Nase spüren und gleichzeitig im See glitzern sehen. Kindern beim Spielen zusehen und sich dann selbst auf die Erde legen und die Wolken beobachten.

 

Gute und nicht so gute Ereignisse bei My Sportlady

Innehalten, dasitzen und schauen wer kommt. Interessant für mich immer wieder kehrend bei My Sportlady. Wieder eine schillernde Persönlichkeit, die vorbeischaut. Jetzt durch Chemotherapien am Stock, aber voller Lebensmut über rote Schuhe philosophierend. Einmal alles verloren zu haben und   doch immer dem Schönen zugewandt sein.  Meine Bewunderung ist grenzenlos und ich möchte ihr das gesamte Studio zu Füßen legen.  Wenn das Training schon nicht geht, sagt sie, dann wenigstens den Körper salben, pflegen und durch eine streichelnde Kosmetikbehandlung das Gesicht erstrahlen lassen. Was ich von Dir lernen darf, liebste My Sportlady Freundin H., wird mich immer begleiten. Ich bete leise, werde wieder ganz gesund!

Liebe Nina, werde bald wieder gesund. Bei einem Fahrradunfall an der Isar ist unsere langjährige Mitarbeiterin (Beratung, Verwaltung, Büro) gestürzt und befindet sich in einem langwierigen Heilungsprozess ihres verletzten Fußes. Wir vermissen Dich, liebe Nina, und wünschen Dir gute Genesung. 

 

Gesellschaft von heute: Ein Stück Afghanistan bei mir zuhause

Am Anfang meiner Karriere als Fitness Unternehmerin, als meine Kinder noch klein waren, hatte ich eine Hilfe im Haushalt, die ich sehr mochte. Ihre Töchter waren so alt wie meine Töchter und so waren sie auf unseren Feiern, wie Geburtstagen, Fasching und Nikolaus dabei. Die Kinder haben gemeinsam gespielt, gesungen und getanzt. Mit der Zeit wurde die deutsche Sprache besser und aus der Haushaltshilfe eine fähige Kosmetikverkäuferin bei Karstadt. Der Ehemann trug am Abend immer die Abendzeitung in den umliegenden Lokalen aus und so hörte ich öfter, wie es ihnen geht. Als die Mädels erwachsene Frauen wurden, machten sie Karriere und sind nicht nur wunderschön, sondern auch großartige Mütter. Jetzt sehe ich Shabnam manchmal in der Kinderbetreuung und im Training.

Was es für Frauen heißt, die solche Chancen, solche Freiheiten nicht wie Shabnam und Rubi wahrnehmen können, das kann ich nachvollziehen. Es schmerzt, darüber nachzudenken, was es bedeutet, ohne Sport, sich nicht frei fühlen können, Angst haben, in Unsicherheit leben. Wie dankbar können wir für unsere Möglichkeiten und die unserer Töchter sein. Ich bete für die Vernunft der Taliban, der großen Ressource „Frauen“ Selbstbestimmung und Freiheit zu gewähren. Jeder kann sich ändern. So ändert Euch und gebt Frauen Respekt und Achtung entgegen.

 

Die Wahl

Wählen wir vermeintliche Sicherheit und Stärke, Soziales und Gerechtes, Nachhaltiges und Klimagerechtes, schauen wir nach rechts oder links? Wählen wir für den Mittelstand, für die Familien, für weniger Steuern, aber bitte für die Reichen mehr? Wählen wir für die Gleichberechtigung, feie Kitas und Nahverkehr? Werden Versprechen denn gehalten, die Schulden verringert und die Renten erhöht? Wie soll all das gehen? Wie soll all das funktionieren? Wer nachdenkt, der weiß, wenn man ausgibt, muss man einnehmen, sonst hängt der Haushalt schief. Wer verspricht, soll auch halten und wer glaubt, wird selig.

Ich wünsche all denen, egal wie die Wahl ausgeht, die Kraft, für die Menschen Gutes zu tun. Bei der Wahrheit zu bleiben und sie aussprechen. Die Herzensbildung, wirklich unserem Land zu dienen und die Liebe und den Respekt für unser Volk und allen Menschen. Habt Mitgefühl für den Zustand der Natur und der Tierwelt und ändert was. Mögen wir Vertrauen haben, dass wir die Richtigen wählen und mit einem Kompromiss leben oder die vermeintlich Falschen und hoffen, dass was Gutes dabei rauskommt.   

 

Jasmin Kirstein, 22.9.2021